food & water europe: Fakten über Flüssiggas/LNG

Fakten über Flüssiggas/LNG (englisch Liquefied Natural Gas, abgekürzt LNG)

(November 2018)

Von vielen Seiten wird Erdgas in der Debatte um Klimaschutz und Energiewende als klimafreundlicher fossiler Energieträger und als Brücke zu den erneuerbaren Energien bezeichnet.
Mit der Begründung, einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Diversifizierung vom russischen Gas – u.a. mit Fracking Gas – beitragen zu können, wird momentan der Bau mehrerer Flüssiggasterminals in Deutschland vorangetrieben (Brunsbüttel, Stade, Wilhelmshaven, Rostock). Was ist dran an Gas und LNG als vermeintlich „saubersten und klimafreundlichsten“ Brennstoff?

Gas dient nicht dem Klimaschutz – Methanemissionen pushen Klimaerwärmung

• Erdgas ist ein weiterer fossiler Energieträger, der signifikant zur Klimaerwärmung beiträgt.
• Wenn neben den beim Verbrennen entstehenden CO2-Emissionen auch die bei Förderung und Transport anfallenden Methanleckagen berücksichtigt werden, fällt die Klimabilanz von Erdgas – wie mehrere aktuelle Messergebnisse in den USA bestätigen – deutlich schlechter aus als zunächst angenommen.
• Bereits bei nicht-gefracktem Erdgas können bis zu vier Prozent der Gesamtleistung aller Erdgasbohrstellen in die Atmosphäre emittieren. Dies geschieht durch Leckagen und Druckentlastung an der Förderstelle, während der Lagerung und beim Transport zum Abnehmer. Bei Schiefergas ist die Datenlage unsicherer, doch sind die Methan-Emissionen wahrscheinlich dreimal so hoch, das heißt sie betragen 12 % der Gesamtleistung einer Bohrstelle.
• Aufgrund der aufwendigen Produktion und der langen Transportwege hat LNG – insbesondere Fracking-Gas – daher im gesamten Lebenszyklus keine gute Klimabilanz.

Fehlende Messungen und Verwendung veralteter Werte verfälscht Klimabilanz von Gas

• Wissenschaftler weisen darauf hin, dass der Mangel an Methanemissionen im Gassystem weltweit dazu führt, dass die Gas-Klimabilanzen (in der EU, Russland, USA, Katar und Norwegen) nicht eindeutig sind. Solange die heilen blinden Flecken der „tatsächlichen Emissionen“ nicht identifiziert und beseitigt werden, kann Gas nicht als Übergangsbrennstoff empfohlen werden.
• Gemäß den aktuellen Zahlen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ist der Treibhauseffekt von Erdgas in den ersten 20 Jahren ca. 90 mal stärker und in den ersten 100 Jahren 36 mal stärker als der von CO2. Das Umweltbundesamt benutzt jedoch den veralteten Faktor 25, um die CO2-Äquivalente von Methanemissionen zu berechnen.
• Angesichts von Kipppunkten im Klimasystem, die schon in den nächsten 10 bis 20 Jahren zu abrupten und irreversiblen Klimaänderungen führen können, ist es unerlässlich, die aktuellen IPCC Zahlen für die Erstellung von Klimabilanzen zu verwenden und die extrem schädlichen Klimaeffekte von Methan in den ersten 20 Jahren zu berücksichtigen.

LNG Umstellung teuer und konträr zu Klimaschutzzielen

• Die Verflüssigung von Gas verschlingt bis zu 25 % des Energiegehaltes
• Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass der Umstieg auf LNG im Transportsektor nicht nur viel zu teuer ist, sondern damit auch die Klimaziele nicht erreicht werden können.
• Selbst in der Annahme sehr geringer Methanemissionen wird mit benötigten 22 Mrd. US-Dollar Investments in LNG Infrastruktur bis 2050 lediglich eine Treibhausgas-Reduktion von ca. 6 % erreicht werden können.
• Da Feldstudien zeigen, dass Methanleckage-Raten meist höher als tlw. angenommen sind, wird der Ausbau der LNG-Infrastruktur sogar einen Anstieg der Treibhausgasemissionen zur Folge haben.
• Die Reduktion von Luftschadstoffen im Schiffsverkehr kann in der Übergangsphase zu 100 % EE durch Nutzung von Marinediesel, bessere Filter und Abgasbehandlungen erreicht werden.

Deutschland ist über das Maß mit Gas versorgt

• Deutschland verfügt über die größten Erdgasspeicherkapazitäten Europas und über die viertgrößten weltweit.
• Die Gasimportkapazitäten (54 Mrd. m³ aus Norwegen, 208 Mrd. m³ aus Russland und rund 25 m³ aus den Niederlanden) sowie die Gasspeicherkapazitäten in Höhe von 24,6 Mrd. m³ übersteigen Deutschlands Verbrauch um mehr als das 3-fache. Darüber hinaus sind bereits die LNG-Terminals Rotterdam (betrieben vom Möchtegern-Investor in Brunsbüttel), Zeebrügge, Swinemünde und Dünkirchen an das deutsche Erdgasnetz angeschlossen.
• Bis 2035 wird der Verbrauch fossiler Brennstoffe inklusive Erdgas in der EU unvereinbar sein mit den Klimaschutzverpflichtungen.

Geringe Auslastung existierender LNG Terminals, Lock-In-Effekt & das Generieren von Investitionsruinen

• Alle existierenden EU LNG Terminals haben eine geringe Auslastungsquote von lediglich 22–23 %. Das bestehende Rotterdamer Gate Terminal des Möchtegern-Investors für Brunsbüttel hatte im Zeitraum 2012–2018 eine Auslastungsquote von unter 6 %.
• Marktanalysten verweisen darauf, dass Millionen deutsche Fördermittel in LNG-Großprojekte fließen sollen, für das es kaum Bedarf gibt und so „Ruinen mit Ansagen“ mit Steuermitteln generiert werden.
• Heute geschaffene Gasinfrastruktur hat eine ökonomische Lebenszeit von 30–40 Jahren. Die anstehenden Investitionsentscheidungen sollen also exakt für die Zeiträume erfolgen, in denen aufgrund des vorschreitenden Klimawandels eine radikale Abkehr von fossilen Brennstoffen unumgänglich ist. Bis 2050 muss Europa fast vollständig dekarbonisiert sein!

Importe von Fracking-LNG unvereinbar mit Fracking-Verboten in Deutschland

• LNG Debatte wird nicht von der Klimakrise und vom eigentlichen Bedarf, sondern von den geopolitischen Spannungen zwischen den USA und Russland, der anvisierten Finanzialisierung der Gasmärkte sowie der Schaffung von Derivatemärkten für Spekulationsgeschäften beherrscht
• Trotz [noch] bestehender [Schiefergas]Fracking-Verbote in Deutschland soll gefracktes US-Gas importiert werden. Perspektivisch könnte so auch Schiefergas-Fracking durch die Hintertür LNG in Deutschland wieder legalisiert werden.

Gas und LNG: Rohstoff und Energie für Plastik und Kunstdünger

Frackinggas wird zunehmend von der petrochemischen Industrie zur Herstellung von Kunstdünger, Plastik und petrochemischen Produkten benutzt. Dies zeichnet sich auch an den Standorten Stade und Brunsbüttel ab.

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Kontakt: Andy Gheorghiu (agheorghiu@fweurope.org)

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