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„Ohne ein Ende des Neoliberalismus wird es kein friedliches Europa geben!“ Rede vom 19. Mai 2019

Ich bin Sigrun Franzen vom Berliner Wassertisch und heiße euch im Namen des Berliner Netzwerks TTIP | CETA | TiSA stoppen! willkommen.

Wir demonstrieren heute, um gemeinsam vor den anstehenden EU-Wahlen ein Zeichen gegen Nationalismus und Rassismus zu setzen und unserer Forderung für ein demokratisches, friedliches und solidarisches Europa Nachdruck zu verleihen. Eine solche Demo ist bitter nötig.

Eine friedliche, humanistische Europäische Gemeinschaft ist eine lebenswerte Idee. Es ist eine Idee, für die wir gerade nach den beiden verheerenden Weltkriegen und den Naziverbrechen kämpfen müssen.

Allerdings sehen wir mit Sorge, dass die EU immer stärker in den Neoliberalismus abgleitet. Wir sehen auch, dass viele Menschen der Ansicht sind, dass die EU vor allem Politik für Konzerne macht und soziale Belange vernachlässigt. Dadurch sinkt die Akzeptanz der EU.

19.05.19: Demo: Ein Europa für Alle! Deine Stimme gegen Nationalismus!

Jüngstes Beispiel sind die neuen Investorenschutz- und Handelsverträge wie CETA, dem Abkommen zwischen der EU und Kanada. Diese Verträge bevorteilen einseitig Konzerne, weil sie ihnen umfangreiche Klagemöglichkeiten vor einer eigenen Paralleljustiz einräumen.

Mit diesen Klagerechten und schon allein mit der Androhung von Klagen können Wirtschaftsunternehmen demnächst Interessenpolitik betreiben. Kanadische Bergbauunternehmen bejubeln CETA deswegen als „bahnbrechend“. „Herausragend“ finden sie die Investor-Staat-Klagerechte in CETA.

Dazu sind neue Gremien – für die sogenannte regulatorische Zusammenarbeit – eingerichtet worden, in denen Konzerne und Regierungen Gesetzesvorhaben vorab beraten. Wir, die Zivilgesellschaft, bleiben außen vor!

Was die praktische Folge solcher Einrichtungen ist, liegt auf der Hand. Soziale Standards wie Arbeitnehmerrechte, Umweltstandards und andere in langen Kämpfen errungene Standards werden auf Dauer abgebaut werden. Es wird ein „Race To The Bottom“ geben.

Dadurch wird die soziale Ungleichheit weiter steigen. Und mit der sozialen Ungleichheit werden die gesellschaftlichen Konflikte zunehmen und es werden nationalistische, rassistische und antisemitische Gruppen gestärkt.

NEOLIBERALISMUS BEDROHT EUROPA

Dieser Punkt ist noch kaum ins Bewusstsein gedrungen, deswegen wiederhole ich ihn noch einmal:
Die neoliberale Politik erzeugt soziale Ungleichheit und die Folge von sozialen Ungleichheiten sind soziale Spannungen. Die soziale Ungleichheit spaltet die Gesellschaften und bringt Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus hervor.

Wir brauchen stattdessen ein soziales Europa. Ein Europa, das Handelsverträge mit sozialen Rechten und auch mit Umweltschutz verbindet. Wir brauchen ein Binding Treaty!

Der Neoliberalismus bedroht Europa, er bedroht den Frieden Europas, ja, er stellt eine Bedrohung für den Weltfrieden dar, wie der ehemalige Bundesverfassungsrichter Siegfried Broß noch kürzlich in einem Beitrag zu den aktuellen Freihandelsabkommen ausgeführt hat.

Der Geschäftsführer von foodwatch, Thilo Bode, brachte es vor ein paar Tagen auf den Punkt. Er sagte: „Wir dürfen die Kritik an der EU nicht den Europafeinden überlassen. Gerade weil wir für Europa sind, kritisieren wir die neuen europäischen Handelsverträge. Mit ihren undemokratischen Vertragsgremien vergrößern sie die Kluft zwischen den EU-Institutionen und den Bürgerinnen und Bürgern. Die Abkommen sind ein Türöffner für einen noch stärkeren Einfluss von Konzerninteressen – zum Nachteil von Verbraucher-, Umwelt- und Gesundheitsschutz.“ (Quelle)

So darf es nicht weitergehen!

Dafür müssen wir auch die Bundestagsparteien, die heute hier sind, mobilisieren. Die Linke steht in der Frage geschlossen an unserer Seite. Das zeigen die Abstimmungen im Europaparlament.

GRÜNE KÖNNTEN CETA STOPPEN!

Unser Appell richtet sich an die SPD und vor allem auch an BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN, die aktuell CETA noch im Bundesrat verhindern könnten.

Ihnen müssen wir sagen, was für ein Europa wir wollen: „Unser Europa garantiert soziale Gerechtigkeit. Statt Privatisierung, Deregulierung und neoliberale Handelsabkommen voranzutreiben, wird es ein Gegengewicht zum massiven Einfluss der Konzerne. Unser Europa baut auf Solidarität…“ (Quelle)

Solidarität! – Ja, ein solidarisches Europa wollen wir!
Dafür gehen wir heute auf die Straße!
Dafür gehen wir am 26. Mai wählen!
Wir sind #unteilbar
und #WirSindMehr!

Vielen Dank!